Kleine Einführung in die Japanische Sprache und mehr Kultur

Hallo Freunde,

lange ist es her! Aktuell stehen die Zwischenprüfungen in der Mitte des Semesters (Wie die Zeit vergeht) an. Vor allem die Vor- und Nachbereitung des Sprachkurses kostet viel Zeit und zusätzlich fallen dann immer wieder Präsentationen und Deadlines in den anderen Fächern an, sodass ich aktuell sehr viel Zeit mit Lernen verbringe.

Schade eigentlich, dass ich nicht so viel rumkomme wie gewünscht, wenn man vor allem bedenkt, dass mir nur noch eine Klausur fehlt. Auf der anderen Seite bin ich so gut ausgelastet und langweile mich nicht unter der Woche. Und reisen werde ich ja sowieso mit Lilith in 3 Wochen und mit Goedi Ende August. :)

Bei einem Skype-Gespräch vor einiger Zeit ist mir aufgefallen, dass die japanische Sprache für mich schon so etwas wie selbstverständlich geworden ist, wobei es das für euch vermutlich überhaupt nicht ist. Daher dachte ich mir, eine kleine und kurze Einführung in die japanische Sprache zu geben und mit Hilfe einiger Elemente einige Besonderheiten der japanischen Kultur darzustellen. Damit könnt ihr auch besser nachvollziehen, was ich hier eigentlich mache. Daher gibt es diese Woche weniger Fotos und mehr Text. Das wird sich im anschließenden Post aber wieder ändern!

Japanisch 

Also, los geht's! Japanisch besteht aus den 3 Alphabeten Hiragana, Katakana und Kanji. Hiragana ist die Silbensprache (wie unser Alphabet im Deutschen) mit der man alle Laute abbilden kann. Dabei wird bis auf bei 'n' immer ein Konsonant mit einem der fünf Vokale a, i, u, e, o kombiniert. Also z.B. ma, mi, mu, me, mo:
Alle Hiragana (Aus Wikipedia)
Will man z.B. das Wort ich (watashi) auf Japanisch schreiben, sieht das so aus: わたし.

Katakana bilden genau dieselben Laute ab, allerdings wird dieses Alphabet verwendet, um importierte Wörter wie z.B. Anglizismen auszuschreiben und so anzuzeigen, dass das Wort kein ursprünglich japanisches ist:
Alle Katakana (Aus Wikipedia)

Interessanterweise behält man dabei die Japansiche Struktur aus Konsonant + Vokal bei, was manchmal zu interessanten aussprachen führen kann. Beispielsweise wird (Teilzeit-)Arbeit zu アルバイト (Arubaito) oder Personal Computer zu パソコン – (pasocon). 

Und jetzt geht der Spaß erst richtig los. Um die Sprachen zu meistern muss man circa 3000 Kanji lernen (Chinesen lernen circa 10000). 買う (kau) kann z.B. kaufen bedeuten. Dabei sind die meisten Kanji wiederum aus einzelnen Radikalen aufgebaut. Hier z.B.:


Ein Kanji ist dabei wie ein Wort nur mit mehreren Bedeutungen und Lesungen, abhängig davon ob es einzeln oder mit welchen anderen Kanji es zusammensteht. Fügt man z.B. das Wort für Kauf (Kau) und Sache (Mono) zusammen, ergibt sich 買い物 (Einkauf). Manchmal ersetzt man eine Silbe eines Wortes oder ganze Wörter, da verschiedene Wörter gleich ausgesprochen werden und man nur am Kontext oder Kanji erkennt, welches gemeint ist, wie z.B. bei 'Ich' wird わたし (Hiragana) zu 私 (Kanji). Mein Kanji-Buch nutzt hierbei eine interessante Methode zum Lernen der Bedeutungen der einzelnen Kanji, indem man sich eine Kurzgeschichte mit allen Radikalen eines Wortes ausdenkt und so die Wörter nicht nur an ihrer Gestalt sondern an der Geschichte erkennt. 

Im Gegensatz zum Deutschen gibt es aber weder einen Unterschied zwischen Singular und Plural (Kontext!) noch Konjugation der Verben. Außerdem gibt es Partikel, die anzeigen, was Subjekt (mit は (wa)), was Objekt (を) und so weiter ist. Eingedeutscht würde man z.B. für Ich kaufe einen Computer sagen:

Auf Deutsch:
Ich は Computer を kaufen. 
Auf Japanisch mit Hiragana und Katakana: 
わたしは パソコンを かいます。(Kann Ich kaufe einen/mehrere Computer)
Auf Japanisch mit Hiragana, Katakana und Kanji:
私は パソコンを 買います。

Lässt man das 'Ich' weg und sagt nur 
パソコンを 買います。
ist es dem Hörer überlassen über den Kontext die Person(en) und die Anzahl der Computer zu wissen.



So, nun aber genug Theorie gehabt. Diese Kontext-Abhängigkeit spiegelt sich maßgeblich in der sozialen Interaktion wieder, da Japan eine sogenannte High-Context Gesellschaft ist. Deutschland hingegen ist eine Low-Context Gesellschaft. Aber was bedeutet das? 

Kontext-Abhängigkeit der Sprache und Kultur

Während wir relativ direkt sagen, was wir meinen, muss man bei Japanern 'zwischen den Zeilen lesen'. Hier ein Beispiel: Peter und ein Karl-Heinz/Tsuji arbeiten an einem Projekt. Peter hat einen Zwischenstand für eine Präsentation ausgearbeitet und fragt Karl-Heinz nach seiner Meinung. Karl-Heinz sagt: "Die ist ganz okay, Folie 2 kannst du so aber nicht präsentieren. Damit wirst du im Gremium nicht gut ankommen!" Auch wenn Tsuji dieselbe Meinung hätte, würde er vermutlich eher soetwas antworten: "Ich finde deine Präsentation ganz gut. Letztens hat Manni auch eine gehalten und er hatte eine etwas andere Darstellung als du auf Folie 2, die ich auch gar nicht so schlecht fand."

Ich hatte hier auch schon häufig das Problem, wenn mir ein Japaner etwas erzählt hat, das ich dachte: "Wieso erzählt der mir den Scheiß jetzt?". Je mehr man aber drüber nachdenkt und sich vor allem darauf einlässt, desto einfacher (wobei ganz und gar nicht einfach) fällt einem das. 

Honne und Tatemae

Ein weiteres Prinzip in der japanischen Gesellschaft ist "Honne und Tatemae". Wikipedia sagt dazu:

Honne (jap. 本音) bezieht sich auf die wahren Gefühle und Wünsche einer Person. Diese können entgegengesetzt dem sein, was seitens der Gesellschaft erwartet wird, oder was entsprechend der Position einer Person und der Umstände traditionell erforderlich ist. Diese Wünsche werden oft verborgen gehalten, außer gegenüber den engsten Freunden.
Tatemae (建前, „Maskerade“) ist das Verhalten und die Äußerungen in der Öffentlichkeit und entspricht den Erwartungen der Gesellschaft, der Position der Person und den Umständen. Sie muss daher nicht der honne entsprechen. Dies wird oft durch Lächeln oder eine bewusst ausdruckslose Mimik maskiert.

Im entferntesten Sinne kann man das vielleicht mit der "Kälte" der Nordlichter vergleichen, wobei wir es bei uns kein Tatemae gibt und wir auch nicht wirklich unserer Meinung verstecken. Japaner brauchen auch deutlich länger, um aufzutauen, wenn sie es denn überhaupt tun. Am Wochenende habe ich mich mit einem fließend-sprechenden Amerikaner ausgetauscht und er hat mir erzählt, wie schwer es ihm fällt, in Honne zu begegnen. Er hat einige langjährige Freunde und selbst bei denen hat er immer wieder das Gefühl, nur das Tatemae zu sehen. 
Vermutlich wird es also schwer für mich, wirkliche, japanische Freunde zu finden. Dafür habe ich aber bereits mit vielen Austauschstudenten gute Beziehungen aufgebaut. :-)

Nach den Zwischenprüfungen ist wieder mehr Luft für anderes. Dann fahre ich z.B. zu einer architektonisch anspruchsvollen Stadt und plane nebenbei mit voller Vorfreude die Ausflüge mit Lilith! Unter anderem werden wir uns Kyoto und Tokyo anschauen sowie ggf. noch einen weiteren Roadtrip machen. :)

Zusätzliche Eindrücke

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Bis dahin, 良い一日を



Kanji-Zähler: 311/2200 (273)



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