Erste richtige Party / Beeindruckender Shintou-Schrein / Erstes Zwischenfazit

Hallo, Freunde! 

Da ist es wirklich passiert. Die erste nicht-japanische japanische Party hat stattgefunden! Am Freitag bin ich zusammen mit Lasse aus Dänemark zu der Willkommensfeier einer meiner Vorlesungen gegangen, da wir netterweise von Professor Hata zu 飲み放題 (nomihōdai) und 食べ放題 (tabehōdai), also all-you-can-drink und all-you-can-eat, eingeladen wurden. Die Sache ist sehr beliebt bei Japanern und umgerechnet mit circa 25€ für 3 Stunden sogar recht preiswert. 

Während der Veranstaltung haben wir an zwei Tischen mit jeweils 10 bis 15 Leuten gesessen und je 4 Personen erhalten eine Art Campingkocher mit Schale, in der 味噌汁 (Miso Suppe) gekocht wird. Dazu erhält man rohes geschnittenes Gemüse und Schinken und taucht dann je nach Bedarf das Essen 5-10 Sekunden in die Suppe, um es zu kochen. Auf dem Video sieht es leider eher unappetitlich aus, es ist aber wirklich sehr sehr lecker:

Unsere Truppe






Dazu haben wir mit den anderen Studenten ordentlich einen getrunken (wir beide waren die einzigen Ausländer) und nach einiger Zeit mussten wir uns dann dem Professor, der wie ein König in der Mitte des Tisches saß, noch einmal vorstellen.. Ja, Hierarchie ist hier sehr wichtig. Mit unserem japanischem Halbwissen konnten wir uns auf Japanisch vorstellen und damit war das Eis gefühlt gebrochen: Alle waren am jubeln/herumschreiben, haben mit uns angestoßen und uns ein Stück weit in die Gruppe aufgenommen.

Anschließend sind wir ins Institut gegangen, um dort weiterzufeiern. Dabei wurden ich Teil einer für uns eher merkwürdigen Praxis. Die Studenten sind nicht nur dem Professor untergeordnet, sondern es gibt auch eine klare Hierarchie untereinander, die hauptsächlich durch das Studienjahr vorgegeben wird (Ein bisschen wie bei uns in der Grundschule, wo die 4. Klässler richtig "cool" sind und alle anderen Looser). Daher wurde uns auch geraten, uns zu den Masterstudenten zu setzen und tatsächlich gab es noch zwei andere Gruppen mit den wir aber kein Wort gewechselt haben. Fand ich ganz schön krass und unnötig, aber ein wenig muss man sich ja anpassen, um ernst genommen zu werden.

Unabhängig davon war der Abend aber klasse und ich hoffe, später im Semester noch ähnliche Chancen wie diese zu erhalten!


Am nächsten Tag ging es dann etwas verkatert zu einem Shintou-Schrein hier in Nagoya, der tatsächlich sehr ansehnlich ist. Mitten im grauen Zentrum der Stadt findet man sich plötzlich in einem saftgrünen Wald wieder, der nicht nur einen bezaubernden Flair versprüht, sondern auch noch viel Geschichte in sich trägt. Der Schrein befindet sich dort nämlich vermutlich schon seit 686 (habe keine 1 am Anfang vergessen).


Sake-Fässer (?)




Unterwegs mit dem Dänen Lasse



Über 3m langes heiliges Schwert



Alles in allem eine sehr schöne Sache. :) 


Jetzt bin ich ja nun schon fast vier Wochen hier und habe die erste Zeit sehr gut überstanden. Bis auf ein paar Kleinigkeiten fühle ich mich sehr wohl, trotzdem möchte ich ein vorsichtiges Zwischenfazit ziehen. 

Grundsätzlich kann ich sagen, dass mich sehr gut eingelebt habe und in meiner täglichen Umgebung sehr wohl fühle. Japan bzw. Nagoya ist mindestens genauso technologisiert wie Europa, wenn nicht sogar mehr. In Südamerika habe ich festgestellt, das mir das durchaus gefehlt hat. Es ist sehr ordentlich hier und genau wie bei uns funktionieren die Dinge einfach. Weitere positive Dinge wären:

  • Das Essen (!) ist wirklich sehr lecker und mit Stäbchen essen macht nach einer Woche (und erfolgreichem Meistern) auch Spaß
  • Die Uni ist anspruchsvoll und auf einem guten Niveau. Die Klassen sind klein und alles ist sehr persönlich
  • Gerade die Universität ist mit ihrem großen Park sehr schön angelegt und deutlich schöner als die Betonlandschaft, die ich aus Braunschweig gewöhnt bin
  • Onsen (!), d.h. heiße Quellen. Das habe ich in Ecuador schon geliebt aber hier sind sie wirklich nochmal deutlich besser und der Eintritt kostet normalerweise weniger als 4€ für einen ganzen Tag
  • Die Internationals sind gut drauf und wir haben eine gute Gemeinschaft, z.B. wenn wir Mahlzeiten in "Lasse's Cafe" (seinem Zimmer) essen

Unsere Clique gezeichnet von Enri
Wirklich Negatives habe ich eigentlich gar nicht zu berichten. Bisher finde ich es nur schade, dass mein Japanisch noch so schlecht ist. Daraus folgt leider auch, dass ich wenig mit den meisten Japanern "anfangen" kann, da diese sehr eingeschüchtert und zurückhaltend sind, wenn sie mit mir Englisch sprechen müssen. Außerdem würde ich gerne mehr vom traditionellen Japan sehen. Nagoya wurde im 2. Weltkrieg ähnlich wie z.B. Kassel dem Erdboden gleichgemacht und ist daher nicht unbedingt repräsentativ für das klassische Japan. 

Da nächste Woche die sogenannte Golden Week ist und ganz Japan eine Woche frei hat, haben wir uns dazu entschlossen ein Auto zu mieten und werden in 7 Tagen den Norden und Nord-Osten von Nagoya erkunden:

Danach wird es dann auch mehr zu Landschaften, Traditionellen Bauten und Kultur zu sehen geben!



Zusätzliche Eindrücke

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Bis in einer Woche, 良い一日を


Kanji-Zähler: 252/2200 (180)

Kommentare

  1. Klingt doch super; wenn du die Zeit findest, hast lust nochmal auf die "Hierarchie Praxis" einzugehen? Ist das son' grundsätzliches ding, oder jetzt spezifisch bei der part? Ist das vllt. deswegen das die "schüchtern" sind und nicht mit euch reden teilweise? Und wie seid ihr als "internationals" da so angesehen/passt ihr in die Hierarchie? Oder ist das unabhängig von euerem status als internationals, und mehr - wie du andeutest - vom akademischen achievement abhängig (master Studenten in einer Gruppe etc.)? Hoffe ihr hattet spass in eurer golden week :)

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    1. So genau kann ich das leider noch nicht sagen. Bin da aber weiter Aufmerksam und werde dazu zu einem späteren Zeitpunkt und mit mehr Erfahrung ein "Special" machen. :D

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